Der **Erbvertrag** ist eine verbindliche Vereinbarung, in der der Erblasser mit einer oder mehreren Personen Regelungen über sein Erbe trifft. Er unterscheidet sich vom Testament, weil er nicht einseitig geändert oder widerrufen werden kann, sondern nur durch gemeinsame Vereinbarung der Vertragsparteien. Hier erfährst du, was genau ein Erbvertrag ist, welche Formvorschriften gelten und unter welchen Bedingungen ein Rücktritt oder eine Aufhebung möglich ist.
—
**1. Definition des Erbvertrags (§§ 1941, 2274 BGB)**###
Ein **Erbvertrag** ist ein Vertrag zwischen dem Erblasser und einer oder mehreren Personen, durch den der Erblasser sein Erbe oder Teile davon regelt. Anders als bei einem Testament kann der Erblasser hier nicht frei über das Erbe verfügen, da die getroffenen Regelungen für alle Vertragsparteien verbindlich sind. Ein Erbvertrag wird häufig zwischen Partnern oder auch zwischen Eltern und Kindern abgeschlossen, um eine sichere Planung des Nachlasses zu ermöglichen.
—
**2. Formvorschriften für den Erbvertrag (§ 2276 BGB)**###
Damit ein Erbvertrag rechtswirksam ist, müssen bestimmte Formvorschriften eingehalten werden:
– **Notarielle Beurkundung:** Der Erbvertrag muss bei einem **Notar** beurkundet werden. Die bloße Schriftform oder ein mündlicher Vertrag sind nicht ausreichend. Sowohl der Erblasser als auch die andere(n) Vertragspartei(en) müssen den Vertrag vor dem Notar unterzeichnen.
– **Testierfähigkeit:** Der Erblasser muss zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses **testierfähig** sein, das heißt, er muss in der Lage sein, die Bedeutung und Tragweite seiner Entscheidung zu verstehen (§ 2229 BGB).
—
**3. Rücktritt vom Erbvertrag**###
Ein Rücktritt vom Erbvertrag ist möglich, jedoch unterliegt er strengen Regelungen:
– **Vertraglich vereinbarter Rücktritt (§ 2293 BGB):** Die Vertragsparteien können im Erbvertrag ein Rücktrittsrecht für bestimmte Fälle festlegen. Der Erblasser könnte beispielsweise festlegen, dass er bei groben Verfehlungen der vertraglich begünstigten Person vom Vertrag zurücktreten kann.
– **Rücktritt ohne vertragliche Regelung:** Der Erblasser kann vom Erbvertrag zurücktreten, wenn der Begünstigte ihm gegenüber eine schwere Verfehlung begangen hat (§ 2333 BGB). Der Rücktritt muss notariell beurkundet werden (§ 2296 BGB).
– **Pflicht zur Rücktrittserklärung:** Ein Rücktritt ist nur wirksam, wenn er gegenüber dem Vertragspartner erklärt wird.
—
**4. Aufhebung des Erbvertrags**###
Die Aufhebung eines Erbvertrags ist in bestimmten Fällen möglich:
– **Einvernehmliche Aufhebung (§ 2290 BGB):** Der Erbvertrag kann jederzeit einvernehmlich durch einen neuen, ebenfalls notariell beurkundeten Vertrag aufgehoben werden.
– **Aufhebung durch Tod des Vertragspartners:** Stirbt der Vertragspartner des Erblassers, kann der Erbvertrag unter bestimmten Umständen aufgehoben werden, es sei denn, der Vertrag enthält eine anderweitige Regelung.
—
**5. Wichtige Unterschiede zum Testament**###
– **Bindungswirkung:** Während ein Testament jederzeit einseitig geändert oder widerrufen werden kann, bindet ein Erbvertrag alle Vertragsparteien. Der Erblasser kann seine letztwilligen Verfügungen nicht mehr eigenmächtig ändern.
– **Verpflichtungen:** Der Erbvertrag kann auch Verpflichtungen für die Vertragsparteien enthalten, z.B. die Pflicht zur Pflege des Erblassers.
—
**Wichtige Paragrafen im Überblick:**###
– **§ 1941 BGB:** Erbvertrag
– **§ 2274 BGB:** Testierfähigkeit bei Erbvertrag
– **§ 2276 BGB:** Form des Erbvertrags (notarielle Beurkundung)
– **§ 2290 BGB:** Aufhebung des Erbvertrags
– **§ 2293 BGB:** Rücktritt vom Erbvertrag
– **§ 2296 BGB:** Form des Rücktritts
– **§ 2333 BGB:** Entziehung des Pflichtteils
—
#Erbvertrag #Erbrecht #Nachlass #Testament #BGB #NotarielleBeurkundung #Testierfähigkeit #RücktrittErbvertrag #AufhebungErbvertrag #Nachlassplanung #Erben